Europameisterschaft XCE Sprint MTB 2017 ohne mich

Alles war angerichtet für die Europameisterschaft XCE Sprint MTB 2017 in Italien.

Der Iseo See ist ein Geheimtipp, den ihr unbedingt mal besuchen müsst. Immer am Freitag findet ein Markt in Iseo statt, der mehr als sehenswert ist. Viel ruhiger als am Gardasee, ganz liebe und nette Menschen und Kaffee in jeder Bar vom Feinsten, das ist für mich Italien.

Ach ja, da war doch noch was.

Wir sind am Mittwoch angereist und gleich am Donnerstag ganz früh auf die Strecke gegangen. Der Veranstalter hatte coole Bereiche geschaffen. Pumptracks, Steilkurven, Treppenab- und auffahrten, kurze knackige Geraden.

Ich hatte die Strecke gut im Griff, war schnell und habe mich sehr auf das Rennen gefreut. Am Freitag wurde dann die Startgerade ca. 1 Stunde vor dem Rennen verändert. Es wurden in Abständen drei Baumstammreihen aufgebaut. Im Grunde kein Problem, nur das WIE ist das Thema.

Schon bei der Besichtigung hatten wir ein komisches Gefühl, da die Geschwindigkeit mit der man in diese Passage fuhr viel zu hoch war. In einer Quali, in der man alleine auf der Strecke ist, sollte das auch noch machbar sein, aber in einem Viererheat wird das mehr als gefährlich.

Wir haben versucht, gleich noch bevor jemand auf die Strecke ging, zu erklären, wie gefährlich das ist und dass diese Maßnahme schwere Stürze nach sich ziehen könnte.

Unsere Anmerkungen blieben jedoch erstmal ungehört. Bereits 5 Minuten nachdem die Stelle freigegeben war, ereignete sich ein Horrorsturz eines Fahrers, genau an dieser Stelle. Er überschlug sich mehrfach und krachte mit dem Kopf voraus in die Metallgitter.

Nach einer kurzen Sperrung wurde wieder freigegeben. Gleich danach stürzte eine russische Kollegin ebenso schwer mit Überschlag.

Nachdem ich die Stelle auch 3x passiert hatte, sind wir nochmals zu den Verantwortlichen gegangen, um an einer Verbesserung mitzuwirken. Als einziges Entgegenkommen wurde die erste Baumreihe Richtung Start verschoben und die letzte Baumreihe entfernt.

Das aber hat die Situation nicht entschärft, was ich auch nach nochmaligen Befahren angemerkt hatte. Die Jury aber hat beschlossen, dass Rennen so zu starten.

Für mich war das der Grund, neben meinen Gefühlen auch meinen Kopf entscheiden zu lassen. Nachdem ich mich nochmals mit meinem Heimtrainer besprochen habe, war klar, dass ich das Rennen nicht fahren werde.

Angst oder Vernunft

Es geht hier nicht um Angst, es geht darum, dass eindeutig, bereits im Vorfeld zu erkennen war, dass es möglicherweise viele Stürze geben könnte. Nicht deshalb, weil das Können fehlt, sondern weil die Stelle unter ganz bestimmten Voraussetzungen Mann gegen Mann und Frau gegen Frau nicht mehr voll kontrolliert befahrbar war.

Ich hätte mir gewünscht, dass sich unsere Befürchtungen nicht bewahrheiten. Das Gegenteil war leider der Fall. Von 24 gemeldeten Damen starteten letztlich nur 13. Leider stürzte eine französische Kollegin dann im Rennen auch an dieser Stelle noch sehr schwer. Bei den Herren erwischte es u.a. im Finale auch einen deutschen Kollegen. Insgesamt 11 schwere Stürze in diesem Streckteil sind eindeutig nicht mehr vertretbar.

Ja, auch in diesem Rennen gab es letztlich Sieger aber leider auch viele, viele Verlierer. Ich frage mich nur, ob dieser geile Sport nur auf Kosten der Gesundheit der Sportler ausgetragen werden muss. Es gibt für den Streckenbau gewisse Vorgaben, die ein Veranstalter kennen und einhalten sollte. Weiter wäre es sinnvoll, wenn man in solchen Situationen einen Querschnitt von Fahrer befragt, wie sie so eine Situation einschätzen.

Bad Salzdetfurth und auch Citymountainbike haben gezeigt, wie attraktiv man einen Rennkurs gestalten kann und welch packende Rennen dann zustande kommen.

Wenn ich mir die Bilanz der Stürze und der daraus resultierenden Verletzungen anschaue, dann bestärkt das meine Entscheidung noch mehr, kurz vor dem Start noch zurückgezogen zu haben.

Mein Sport ist mir heilig und ganz ganz viel wert. Meine Gesundheit opfere ich aber nicht blind.

Nach oben scrollen